Winterzeit gleich Rotweinzeit

Winterzeit, Rotweinzeit? Nicht so bei den Franzosen, die sich selbst das Prädikat der einzig wahren Feinschmecker und Weinkenner verliehen haben. Diese trinken nämlich auch im Hochsommer, bei für Nordländer schweißtreibenden Temperaturen,Rotwein mit großem Genuss während in Deutschland eher dann ein gut gekühlter Weißwein als Durstlöscher angesagt ist. Ebenso scheinen sich die Wein-Geschmäcker zu ändern und die gängigen Regeln zum Thema Wein und Speisen ausgehebelt zu werden. Die alte Hausfrauenregel: "weißer Wein zu hellem Fleisch" und " roter Wein zu dunklem Fleisch" verliert immer mehr an Bedeutung.

Obwohl ich weiß, dass man diese Regeln zu Beginn des letzten Jahrhunderts aufstellte als die Weine noch ganz anders hergestellt wurden und daher zum Teil auch ganz anders schmeckten als heute und obwohl ich weiß, dass sich die Trinktemperaturen geändert haben und man früher die Weine eher zu warm trank, sie in der heutigen Zeit dagegen tendenziell zu kühl serviert werden (beides hemmt oft die optimale Entfaltung des Weines) und obwohl ich auch letztlich weiß, dass in vielen Fällen das Fleisch gar nicht im Vordergrund bei der Findung einer idealen Wein-Speisen-Kombination steht sondern es vielmehr auf die Speisenbegleiter wie Saucen und Dressings ankommt, gehöre ich eher zu den Traditionalisten deutscher Ess- und Trinkkultur.

Zu Fisch und Gans trinke ich gerne einen Chablis, einen Chardonnay, weißen bzw. grauen Burgunder oder einen Riesling. Zu Lamm- und Wildgerichten bevorzuge ich einen Spätburgunder, Barbera, Burgunder oder Bordeaux-Wein. Aber auch ein Sangiovese di Romagna, ein Rotwein von der Cotes du Roussillion oder ein spanischer Navarra-Rotwein kann ein idealer Menübegleiter sein. Letztlich kommt es aber darauf an, wie die verschiedenen Weinaromen mit den einzelnen Ingredienzien eines Gerichts harmonieren und so gibt es immer wieder interessante Kombinationen. So kann zu gedünstetem Fisch ein junger, frischer, tannin- und alkoholarmer Rotwein ebenso hervorragend munden wie ein Weißwein, womöglich noch im Barrique ausgebaut, mit ein wenig Restsüße und exotischen Fruchtnuancen zu einem Wild (-geflügel)- Menü. Also liebe Gourmetfreunde experimentiert und sammelt Eure Erfahrungen.

Zum Abschluss meiner Odyssee durch die mir bis dato bekannte Weinwelt möchte ich Euch vier Weine diesmal roter Herkunft aus vier verschiedenen Ländern vorstellen, die meines Erachtens ein gerechtes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen und gut temperiert (16 bis 18 Grad) sowie Stunden vor dem Genuss geöffnet, hoffentlich auch bei Euch zu Genussfreuden führen werden. Natürlich gibt es wesentlich teuere und auch bessere Weine. Gerade aber die preisgünstigen, in der Qualität nicht minderen Alternativen sorgen doch oft für angenehme Überraschungen. Dies sind dann die kleinen Freuden im Leben. Ich wünsche Euch solche kleinen Freuden im Leben ebenso.

Helfen werden mir dabei unsere Gourmetfreunde Lorenzen (Wein und Spirituosen Tel.: 0471/9512424) und Rathjen (Weinhandel, Tel.: 0471/77077), die mehr über jene "Roten" erzählen können.

In diesem Sinne: Zum Wohl!

Euer Kurt